Die Bürmsche Wiese neu denken!

Bürgerinnen und Bürger wollen einen lebendigen Stadtraum

Es rumort schon lange in der Verler Bevölkerung: Mit der Bürmschen Wiese kann es so nicht weitergehen! Jetzt hat die Stadtverwaltung auf die weitverbreitete Unzufriedenheit reagiert und einige Reparaturmaßnahmen vorgeschlagen – so die Anlage von vier Boule-Bahnen, weitere Mähflächen sowie einen 60 cm breiten Blühstreifen.

Zu loben ist der Wille zur Veränderung. Das war bis vor kurzem anders, denn die Bürmsche Wiese galt als Tabu. Wer Kritik äußerte wurde abgekanzelt. Doch bezweifeln wir Grünen, dass nur zaghaft vorgenommene Reparaturmaßnahmen zu wesentlichen Verbesserungen führen. Es ändert sich nichts, solange der Grundwiderspruch der Wiese nicht aufgelöst wird.

Einerseits: Die ausdrücklich ökologische, völlig neu angelegte Wiese braucht Schon- und Schutzräume für seltene Pflanzen und Insekten. 

Andererseits: Die ökologische Wiese verträgt sich nicht mit Ansprüchen, die an einen zentralen Stadtraum gestellt werden. 

Ein solch zentraler Raum steht für Geselligkeit an vielen Treffpunkten sowie für Kultur, Einzelhandel und Gastronomie, auch für kleine Oasen der Ruhe. Dies macht seit alters den Kern jeder Urbanität aus. Kein Wunder, dass Unzufriedenheit einkehrt, wenn berechtigte Erwartungen nicht erfüllt und Potentiale verschenkt werden. Seit Verl offiziell „Stadt“ heißt, will dieser Status auch ausgefüllt sein. Was gern als Problem dargestellt wird, lässt sich bei nüchterner Betrachtung leicht lösen: Die jetzt auf der Wiese befindlichen schützenswerten Pflanzen könnten auf derzeit verpachtete Stadtflächen am Stadtrand verbracht werden, wo sie wirklich hinpassen und sich sogar noch besser entwickeln dürften.

Neu zu denken ist ein lebendiger Stadtraum mit hoher Aufenthalts- und Erlebnisqualität. Eine solche Qualität kann nur durch eine besonnene Architektur- und Freiraumplanung erreicht werden, die weiß, mit welchen gestalterischen Elementen lebendige Stadträume hervorgebracht werden. Aufenthaltsqualität und Erlebnisqualität begegnen uns beispielsweise in Rietberg oder Wiedenbrück, weswegen man immer wieder gern dorthin fährt. In starkem Maße kommen dort auch stadtökologische Gesichtspunkte zum Zuge: So viel Grün wie nur möglich und Artenvielfalt heißt die Devise.

Nicht zuletzt muss dieser Stadtraum auch gewährleisten, dass er im Klimawandel vor Gluthitze schützen kann. Das vermag die Wiese in ihrer jetzigen Konzeption so gut wie gar nicht.

Die Bürmsche Wiese braucht keine Reparatur hier und da, sie muss gänzlich neu gedacht und als lebendiger Stadtraum neu erfunden werden!