Verl ist keine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt!

Wir ziehen Bilanz und fordern spürbare Verbesserungen

„Fußgängern und Radfahrern soll im Ortskern ein Vorrang eingeräumt werden.“ Diese frohe Botschaft steht seit 2013 im Städtebaulichen Rahmenplan der Stadt Verl. Kürzlich haben wir Grünen mal nachgefragt: Inwieweit hat die Stadt Verl den löblichen Grundsatz tatsächlich befolgt? Da die Antwort dürftig ausfiel, zogen wir in der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses eine eigene Bilanz nach zehn Jahren. Und die sieht leider nicht rosig aus.

Fußgänger hätten natürlich Vorrang auf dem Zebrastreifen. Aber wo in Verl gibt es Zebrastreifen? Nur an der Waldstraße vor Nobilia und in den Nebenstraßen dort. Sonst nirgendwo – außer auf dem Gelände von Lidl, Combi und dem Elli-Markt in Kaunitz. Hier wurde den Fußgängern tatsächlich Vorrang vor den Autos eingeräumt. Viele Bürgerinnen und Bürger fragen: Warum um alles in der Welt darf es im öffentlichen Raum in Verl keine Zebrastreifen geben?

An einigen Stellen wurden inzwischen Fußgängerampeln eingerichtet, an denen Fußgänger zwar Vorrang haben, aber erst nach Aufforderung. Kein Autofahrer muss erst einen Knopf drücken, um dann Grün zu bekommen. Zebrastreifen hätten an solchen Stellen auch ihren Dienst getan, zumal ihre Anschaffung und Unterhaltung kostengünstiger sind.

Zebrastreifen vor den Supermärkten – warum nicht auch an anderen Stellen?

Wie sieht es mit dem Vorrang von Radfahrern in Verl aus? Radfahrer finden sich oft in den engen Seitenräumen der Straßen wieder, zusammen mit Fußgängern, Personen mit Kinderwagen, Rollatoren, Hunden und entgegenkommenden Radfahrern, die auf der falschen Seite fahren. Es gibt es kein zügiges Vorankommen für Radfahrer, von einem Vorrang kann keine Rede sein. Noch ärger: In Verl gibt es weder Schutzstreifen noch Radfahrstreifen, auch keine Radwege zur alleinigen Nutzung durch Radfahrer.

Fahrradstraßen, auf denen Radfahrer Vorrang haben, sind anderswo stark im Kommen, nicht aber in Verl. Der Schmiedestrang bleibt bisher die Ausnahme. 

Bereits 2018 wurde auf unseren Antrag hin einstimmig beschlossen, dass die Stadt Verl die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) beantragt. Die Aufnahme ist mit der Verleihung der Plakette „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ verbunden. Doch bisher wurde seitens der Stadt Verl kein Antrag gestellt, weil offenbar die Voraussetzungen für die Plakette immer noch nicht geschaffen sind. 

Unser verkehrspolitisches Fazit: Anders als im Städtebaulichen Rahmenplan von 2013 versprochen, ist einzig dem motorisierten Verkehr die Priorität eingeräumt worden, nicht aber den Fußgängern und Radfahrern. Verl ist keine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt. An die Adresse der CDU-Mehrheitsfraktion gerichtet, sagte Dr. Egbert Daum, unser Mitglied im Verkehrsausschuss: „Es hat keinen Zweck, sich die Mängel schönzureden. Jetzt müssen spürbare Verbesserungen her.“